Mehr Hanf wagen?

Bereits seit 1999 beteiligt sich die deutsche Hauptstadt Berlin am weltweiten Cannabisaktionstag „Global Marijuana March“. Die GMM-Demonstration führt die TeilnehmerInnen am 16. Mai ab 13 Uhr unter dem Motto „Mehr Hanf wagen“ vom Berliner ‚Technostrich‘ (Warschauer Brücke) zur ‚drogenfreien Erholungsstätte‘ (Weinbergspark). Die Veranstalter fordern die rasche Legalisierung von Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel und berufen sich dabei auf zwei deutsche Bundeskanzler.

In der wohl berühmtesten Regierungserklärung der Geschichte der Bundesrepublik schwor Willi Brandt die ParlamentarierInnen und BürgerInnen darauf ein, mehr Demokratie zu wagen. Seine Regierung solle so der SPD-Politiker am 28.10.1969 daran gemessen werden, wie viel Toleranz sie kritischen Stimmen entgegen bringe. Gut 35 Jahre später ergänzte Angela Merkel (CDU) den sprichwörtlich gewordenen Aufruf Brandts Wir wollen mehr Demokratie wagen. in einer eigenen Regierungserklärung um die Worte Lassen Sie uns mehr Freiheit wagen.


Freiheit und Demokratie – diese beiden grundsätzlichen Werte unserer Gesellschaft sind indes auch Anno 2015 längst keine Selbstverständlichkeit. Sichtbarer Beweis für diese gern als „Luxusproblem“ verunglimpfte These, die mehr als 160.000 Strafverfahren gegen harmlose CannabisnutzerInnen allein im vergangenen Jahr. Alle drei Minuten klicken in Deutschland die Handschellen in Sachen Hanf. Dabei ist der Konsum von Hanf zu Genusszwecken vergleichsweise risikoarm und nicht mit einer Gefährdung Dritter verbunden. Mehr noch, mit den „Drogen“ Haschisch und Marihuana wurde auch die jahrtausendealte Medizin Hanf verboten. Millionen Menschen leiden seither zum vermeintlichen Wohle Aller.

Poster des GMM2015 in Berlin - Mehr Hanf wagen!Der GMM-Berlin will dem Elend Hanfprohibition ein Ende machen. Im Rahmen des internationalen Cannabis-Legalisierungs-Aktionstag „Global Marijuana March“ soll am 16. Mai in einer Demonstration dafür geworben werden, die Legalisierung von Hanf als Rohstoff, Medizin und Genussmittel auf die politische Tagesordnung zu setzen. In kaum einem anderen Politikfeld sind die Fakten so eindeutig auf einer Seite. so Versammlungsleiter Steffen Geyer. Neben der weit überwiegenden Mehrheit der Strafrechtsprofessoren, der Caritas, unzähligen Medizinern und Kriminologen wissen wir den gesunden Menschenverstand sowie den Zeitgeist auf unserer Seite.
Der Bundeskanzlerin Angela Merkel legen die Berliner HanffreundInnen deshalb eine politische Geste ihres berühmten Amtsvorgängers ans Herz. So wie der Kniefall Brandts am Mahnmals des Warschauer Ghettos der inmissverständliche, sichtbare Beweis der Anerkennung der historischen Verantwortung Deutschlands für den Faschismus war, müsse die Kanzlerin sich zur Verantwortung für den Drogenkrieg bekennen. Die Demonstrierenden fordern Merkel deshalb zu einem Kniefall vor den Opfern der Repressionspolitik auf. Der nationale Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen im Juli böte nach Meinung der GMM-VeranstalterInnen den passenden Rahmen. Den nötigen politischen Mut vorausgesetzt, könnte Deutschland bis zur Hanfparade am 8. August einen modernen, auf straflosen Umgang durch Erwachsene und Prävention basierenden Hanfmarkt haben. so Steffen Geyer.

Bis es tatsächlich zu einer weitgehenden Legalisierung der Pflanze Cannabis in Deutschland kommt, wird jedoch wahrscheinlich noch mehr Zeit vergehen. Diese zu Nutzen, um den Hanfmarkt der Zukunft aktiv mit zu gestalten, dazu will man die Demonstration am 16. Mai nutzen.
Das Orgateam lädt alle BerlinerInnen und BerlinbesucherInnen dazu ein, „mehr Hanf zu wagen“.

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